Fassade des Neubaus der Gewobag in der Freudstraße
Bauen in Berlin

Freudstraße Ecke Kraepelinweg in Berlin-Spandau

Besondere Verantwortung
2015 kam etwa eine Million Flüchtlinge nach Deutschland, 80.000 wurden vom Land Berlin aufgenommen. In den ersten Monaten standen für die Unterbringung nur Notlösungen wie Turnhallen oder leer stehende Verwaltungsgebäude zur Verfügung. Es musste dringend eine Lösung für besser geeignete Unterkünfte gefunden werden.

Die Gewobag handelte als landeseigene Wohnungsbaugesellschaft schnell und initiierte den Bau einer Unterkunft für 224 Flüchtlinge in Berlin-Tegel, der Ende 2016 fertiggestellt wurde. Mitte 2016 begannen die Planungen für eine zweite Flüchtlingsunterkunft im Falkenhagener Feld in Berlin-Spandau. Das 7-geschossige Gebäude mit 2 Aufgängen wird 320 Flüchtlingen ein Zuhause geben. Eine Errichtung in modularer Bauweise ermöglichte die Fertigstellung in nur 9 Monaten. Nach dem Ende der Nutzung für die Unterbringung von Flüchtlingen ist eine Umgestaltung zum Wohnhaus vorgesehen, das dann in den Bestand der Gewobag übergeht. Die Fertigstellung erfolgte im Juli 2017.

Fassade der Unterkunft für Geflüchtete in der Freudstraße in Spandau

Das Projekt
Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, sind in einer besonderen Situation. Sie haben Wochen, manchmal Monate einer gefährlichen und anstrengenden Flucht hinter sich. Sie mussten ihre Heimat verlassen, haben Krieg und Vertreibung erlitten und sind deshalb oft traumatisiert. Das Konzept des Gebäudes entspricht den Erfordernissen von Flüchtlingsfamilien mit Kindern. Zimmer, Gebäude und der Außenraum sind so konzipiert, dass einerseits die Privatsphäre gewahrt ist und andererseits eine fachliche Betreuung möglich ist.

Im Erdgeschoss befinden sich Räume der Heimleitung sowie gemeinschaftlich genutzte Räume: Waschküche, Aufenthaltsräume, Räume für die Kinderbetreuung sowie ein Beratungsbereich. In den Obergeschossen gibt es 4 verschieden große Wohnungstypen, von der 1-Zimmer-Wohnung für 3 Personen bis zur 4-Zimmer-Wohnung für 6 Personen. Die Erschließung der Obergeschosse erfolgt über 2 Treppenaufgänge und einen Personenaufzug. Darüber hinaus unterliegt das Gebäude allen Richtlinien für Wohngebäude, der energetische Standard entspricht der EnEV 2016.

Bauweise, Außenanlage, Lage im Stadtteil

Richtfest am 24. März 2017
Richtfest am 24. März 2017

Modulare Bauweise
Der Zeitraum, der normalerweise benötigt wird, um in Berlin ein Wohngebäude zu planen und zu errichten, umfasst im Moment ca. 24 Monate. Deshalb wurde hier eine Bauweise mit vorgefertigten Modulen gewählt. Auf eine Unterkellerung verzichtete man. Die einzelnen Module werden vorgefertigt angeliefert und auf der Fundamentplatte montiert. Nur so ist der kurze Bauzeitraum von nur 9 Monaten möglich.

Grundriss der Wohneinheiten in der Unterkunft für Geflüchtete in Spandau

Zweitnutzung als Wohnhaus
Wenn das Gebäude nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft benötigt wird, werden die Wohnungen mit wenig Aufwand zu Mietwohnungen umgebaut. Dabei bleibt die Aufteilung der Geschosse in Wohnungen bestehen, lediglich in den Wohnungen wird mit einigen Maßnahmen der Zuschnitt der einzelnen Räume korrigiert und sie erhalten einen Balkon.

Plan vom Gelände der Unterkunft für Geflüchtete in Spandau

Außenanlage
Auch bei der Gestaltung des relativ kleinen Außenraums wurde der besonderen Situation von Flüchtlingen Rechnung getragen. Denn viele der Menschen verbringen in der ersten Zeit den ganzen Tag in der Unterkunft. Für die Kinder entsteht ein Spielplatz. Es gibt ein Picknickareal sowie eine Fläche für gemeinsame Spiele. Alle anderen Flächen werden begrünt und es entstehen auch Stellplätze für 14 Fahrräder. Das Gebäude ist von der Freudstraße aus zugänglich. Den Zugang kontrolliert ein Pförtner.

Lageplan der Unterkunft für Geflüchtete in Spandau

Lage im Stadtteil
Das Grundstück liegt westlich der Spandauer Altstadt und gehört zur Spandauer Siedlung Falkenhagener Feld. Die Wohnsiedlung wurde in den 1960er Jahren errichtet, zahlreiche Wohnhäuser hier gehören der Gewobag. Die Wohnlage ist ruhig und grün. Besonders wichtig für die Bewohner ist eine gute Anbindung an den öffentlichen Personen-nahverkehr. Wenige Meter von der Unterkunft entfernt halten die Buslinien M37, 137 und 337 mit Anbindung an die Spandauer Altstadt mit ihrer U-, S- und Fernbahnanbindung. Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf sind wenige Minuten entfernt. Im Falkenhagener Feld gibt es neben verschiedenen kulturellen und sozialen Einrichtungen Arztpraxen, Kitas und Schulen.